Galaxis SF 19: Die absolute Zahl by Christian Dörge (Hrsg.)

Galaxis SF 19: Die absolute Zahl by Christian Dörge (Hrsg.)

Autor:Christian Dörge (Hrsg.) [Dörge, Christian]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Trivial-SF, Short Stories
ISBN: 9783748709060
Herausgeber: Apex
veröffentlicht: 2019-07-02T22:00:00+00:00


Roger Zelazny: DER MANN, DER DIE FAIOLI LIEBTE

(The Man Who Loved The Faioli)

Das ist die Geschichte von John Auden und der Faioli, und keiner kennt sie besser als ich. Also hört mir zu:

Es geschah an einem Abend, als er zu seinen Lieblingsplätzen in der ganzen Welt schlenderte, denn es gab ja keinen Grund, der gegen das Herumschlendern gesprochen hätte. Und da sah er die Faioli in der Nähe der Todesschlucht auf einem Felsen sitzen. Ihre Flügel aus Licht flatterten ein wenig, flatterten und zitterten, bis sie ganz verschwunden waren und nur ein menschliches Mädchen dazusitzen schien, das ganz weiß gekleidet war und weinte. Lange schwarze Locken ringelten sich über den weißen Rücken.

Er näherte sich der Faioli durch das schreckliche Licht der sterbenden, halbtoten Sonne, in dem menschliche Augen weder Entfernungen noch Proportionen genau festzustellen vermochten - er konnte es aber -, legte seine rechte Hand auf ihre Schulter und sprach zu ihr Worte des Grußes und Trostes.

Es war aber so, als existiere er nicht. Sie weinte weiter, und die Tränen bedeckten ihre Wangen von der Farbe des Schnees mit silbernem Schimmer. Ihre Mandelaugen schienen durch ihn hindurchzusehen, und ihre langen Fingernägel gruben sich in das Fleisch ihrer Handflächen, aber es kam kein Blut.

Da wusste er dann, dass alles, was man sich von den Faioli erzählte, Wahrheit war, dass sie nur lebende Wesen sähen, niemals aber Tote. Und dass sie die schönsten Frauen des ganzen Universums seien. Und da John Auden tot war, überlegte er sich, ob er wieder, wenigstens für eine gewisse Zeit, lebendig werden wollte.

Von den Faioli wusste man, dass sie einen Monat vor dem Tod eines Mannes zu ihm kamen, das heißt, zu den wenigen Männern, die noch starben. Bei einem solchen Mann lebten sie dann während des letzten Monats seiner Existenz und boten ihm jedes Vergnügen, das sich ein menschlicher Mann nur immer wünschen kann. Wenn dann der Tag des Todeskusses kam, der das letzte Quäntchen Leben aus dem Körper saugte, dann nahm ihn dieser Mann an, ja, er suchte ihn sogar voll Verlangen und voll Anmut. So groß ist die Macht der Faioli über alles, was lebt, dass es nach diesem Erleben nichts mehr gibt, was stärker ersehnt werden könnte.

John Auden wog also das Leben gegen das Totsein ab, zog auch den Zustand jener Welt in Betracht, auf der er stand, die Natur seiner >Verwaltung<, seinen Fluch und die Faioli, welche das lieblichste Wesen war, das er in den vierhunderttausend Tagen seiner Existenz gesehen hatte, und berührte die Stelle unter seiner linken Achsel, die den Mechanismus betätigte, der ihn ins Leben zurückrief.



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